Amalthea
Amalthea
Die Kritiken zu dem neuen Werk von Hollywoods Newcomer Manoj Night Shyamalan sind sehr widersprüchlich: Teils wird der Film als „nicht spannend“ abgetan, teils wird Shyamalan als neuer Alfred Hitchcock gefeiert. In der Tat ist sein Regiestil dem des Großmeisters der Suspense nicht unähnlich und auch einige von dessen Werken erlangten ihre wahre Beliebtheit erst viel später, man denke hier nur an „Vertigo“. Fakt ist, dass Shyamalan ein großer Fan des pausbäckigen kleinen Mannes ist, der die Filmgeschichte veränderte. Der Hitchcock-Klassiker „The Birds“ stand auch unverkennbar bei „Signs“ Pate. Aber auch sonst lässt sich Shyamalan von Dingen inspirieren: War sein voriger Film „Unbreakable“ die sinnvertiefte Variante von „X-Men“, so ist „Signs“ eine ruhigere und persönliche Fassung von „Independence Day“.
Es beginnt mit einem ehemaligen Pfarrer, in dessen Maisfeld mysteriöse Kornkreise auftauchen. Erst glaubt jeder an eine menschliche Ursache, bis die außerirdische Invasion beginnt und sich die ganze Familie im Haus verschanzt. Was in diesem Abriss stark nach Action klingt, ist erstaunlich ruhig aber trotzdem beklemmend inszeniert. Die Aliens treten so gut wie gar nicht in Erscheinung. Erst als man es gar nicht mehr vermutet, bekommt man einen zu Gesicht. Das ganze Gewicht der Story lastet auf den Schauspielern. Keine Explosionen und wilde Kamerafahrten unterstützen die Dramatik, einzig und allein aus den Gesichtern der vier Hauptcharaktere kann man die Spannung ablesen. Selbst Gestik wird nur sparsam eingesetzt. Leider kann der deutsche Kinobesucher die schauspielerischen Leistungen von Mel Gibson, Joaquin Phoenix, Rory Culkin und Abigail Breslin nicht ungefiltert beurteilen. Die Dialoge in der deutschen Synchro klingen hölzern und verschlafen. Vielleicht wollte der Synchronregisseur die einfache Sprache der Landbewohner herausarbeiten, aber so richtig gelungen ist das nicht. Die sonstigen Mitarbeiter in Shyamalans Team sind bereits aus „The Sixth Sense“ oder „Unbreakable“ bekannt: Tak Fujimotos dezente Lichtsetzung und James Newton Howards orchestraler Score unterstreichen auf subtile Weise die Stimmung. Nicht nur seinen Kollegen, auch seinen eigenen Markenzeichen bleibt Shyamalan treu: Wieder genehmigt er sich einen Gastauftritt, eine weitere Verbeugung vor Hitchcock, der auch in allen seinen Filmen auftaucht. Sogar das Wasser als Schwäche der Aliens war schon in „Unbreakable“ die Schwäche des Helden David Dunn.
Wenn die Kritikermeinungen über einen Film derart divergieren, liegt die Wahrheit meist irgendwo in der Mitte. Natürlich hat auch dieser Film Schwächen. Insbesondere die Handlungsweisen und Motive der Aliens sind haarsträubend unlogisch und müssen durch die Krücke von Zitaten aus einem zweifelhaften Alienbuch gestützt werden. Aber glücklicherweise sind die Außerirdischen ja nur Mittel zum Zweck, denn der Film offenbart in einem Shyamalan-typischen überraschenden Schluss, dass es eigentlich um den Glauben an Gott geht. Deshalb ist der Film zwar nicht der beste Shyamalan, aber selbst ein mittelmäßiger Film von ihm ist besser als vieles, was sonst so im Kino läuft.
Filmkritik: Signs – Zeichen
Mittwoch, 25. September 2002