Amalthea
Amalthea
Die jungen Wilden Hollywoods haben zugeschlagen: Robert Rodriguez und Quentin Tarantino sind ja bekannt für ihren eigenwilligen Stil und ihre kultverdächtigen Filme. Dieser jedoch ist über den Kultverdacht schon weit hinaus. Die Handlung ist einfach erfrischend verrückt, die Charaktere abgefahren und die Dialoge eignen sich fast sämtlich für die Filmzitate-Sammlung.
Regisseur Robert Rodriguez schießt zwar aus der Hüfte und inszeniert nicht so ausgefeilt, wie manch Alteingesessener, aber gerade diese spröde und direkte Art macht den Film, der sich jeglicher Genreeinstufung beharrlich widersetzt, so einzigartig. Immer direkt am Drücker führt Rodriguez die Kamera selbst und verleiht seinem Werk auch am Schnittpult das richtige Timing. Sein Kumpel Quentin Tarantino hat dafür das passende Drehbuch geliefert und seine Markenzeichen eingebaut: Wie in „Pulp Fiction“ raucht man „Red Apple“, futtert „Big Kahuna“-Burger und auch die typische Einstellung aus einem Kofferraum heraus ist dabei. Dramaturgisch gesehen steigt die Handlung langsam an und bewegt sich dabei auf dem Boden des Roadmovies gewürzt mit tarantino’schem Gangster-Style. Der Wendepunkt im „Titty Twister“ markiert dann auch das Umschwenken des Films in ein völlig anderes Genre. Dem trashigen Splatter-Horror, bei dem Vampire auf jede erdenkliche Art gekillt werden, sieht man an, dass Storyschreiber Robert Kurtzman eigentlich Effektmaskenbildner ist. Der Schluss kommt wieder Tarantino-typisch unvermittelt: Das Leben geht weiter, aber der Film ist eben zu Ende.
Sich selbst hat Tarantino die Rolle des psychopathischen Verbrechers Richard Gecko zugedacht, in der er sich ein Coolheitsduell mit George Clooney liefert, der hier sein „Emergency Room“-Image gekonnt kräftig gegen den Strich kämmt. Auch Harvey Keitel und Juliette Lewis machen ihre Sache gewohnt gut. Von der Musik behält man am ehesten die Songs von Tito & Tarantula, die durch diesen Film zur Kultband avancierten.
Ernst nehmen sollte man diesen Streifen auf keinen Fall. Ein wenig Selbstironie schwingt auch mit, als Jacob Fuller bei der Lagebesprechung nachfragt, ob das Vampirwissen nur aus schlechten Filmen stammt. Der Film stellt viel eher einen Gegenpol zu einer Tendenz zur Psychologisierung von Vampirfilmen dar, wie sie einige Jahre zuvor mit „Bram Stoker's Dracula“ und „Interview with the Vampire“ vorgezeichnet wurde. Ohne diese Werke schlecht zu machen wird zumindest auf letzteren in der Tagline verwiesen, die programmatisch für die zweite Filmhälfte steht: „Vampires. No interviews.“
Originaltitel
From Dusk Till Dawn
Erscheinungsjahr
1996
Regie
Robert Rodriguez
#film
Filmkritik: From Dusk Till Dawn
Montag, 6. August 2001