Amalthea
Amalthea
Als großer Liebhaber von „Ghostbusters“ bin ich natürlich mit einer gewissen Erwartung in die neuste Komödie von Regisseur Ivan Reitman gegangen. Doch nachdem der Streifen durchgelaufen war, machte sich Enttäuschung breit. Er hat zwar schon Ähnlichkeiten mit „Ghostbusters“, bleibt aber um Längen dahinter. Warum? Die Zutaten sind eigentlich alle vorhanden: Die Schauspieler sind frisch und locker, besonders David Duchovny nimmt sein ausgetretenes Akte-X-Image auf die Schippe. Die Musikauswahl beinhaltet zwar keine großartigen Ohrwürmer wie den Geisterjäger-Song und die Kompositionen von John Powell klingen stark nach „Chicken Run“, dennoch ist der Soundtrack recht witzig. Die Kameraarbeit und der Schnitt sind solide und an den Effekten gibt es auch nichts zu meckern. Aber gute Zutaten machen eben noch keinen guten Film; es braucht auch ein gutes Rezept und einen guten Koch. Und genau hier hapert es dann. Die Story von „Blue Thunder“-Ko-Autor Don Jakoby war ursprünglich für einen ernsthaften Katastrophenfilm gedacht und wurde anscheinend nur schnell auf Komödie umgestrickt, indem man jeglichen Hauch von wissenschaftlichem Ernst entfernte und die Figuren auf Blödeleien trimmte. Gegen die irrsinnigen Techniksprüche eines Egon Spengler, die kindliche Freude eines Ray Stantz und den bissigen Sarkasmus eines Peter Venkman wirken die Tapsigkeit von Dr. Allison Reed und die Grimassenschneiderei von Dr. Harry Block einfach nur lächerlich. Hier hatten die Ghostbusters mit dem Skript von Aykroyd/Ramis ganz klar die besseren Karten. Doch auch der Koch, sprich Regisseur Ivan Reitman hat seine damalige Hochform nicht erreicht. Man will den Schauspielern das dargebotene einfach nicht abkaufen: Zu oft wechselt der Film von Dummheiten zu ernsthaften Handlungsüberbleibseln. Die Pointen treffen zu häufig daneben. Es gibt zwar auch einige wirklich lustige Stellen, wie die Siegerpose nach dem Erlegen der Bestie im Einkaufszentrum, aber meistens lacht man doch nur aus Mitleid.
Für einen „Ghostbusters“-Kenner ist der Film also eine herbe Enttäuschung. Für alle anderen, die unvorbereitet mit Ivan Reitmans Stil konfrontiert werden, ist er wahrscheinlich einfach nur ein großer, zwischen Weltraumglibber und Alienshampoonierung angesiedelter Unfug. Demnach ein Film, der für alle Bevölkerungsteile gleich gut geeignet ist: gar nicht.
Filmkritik: Evolution
Donnerstag, 19. Juli 2001