Amalthea
Amalthea
Mit einem geheimnisvollen Filmtitel meldet sich das französische Kino zurück. Und tatsächlich bietet dieser Film beides: düstere Geheimnisse und auch einige französische Namen, die man sich merken sollte. Doch zunächst zur Story: Der Film spielt in den französischen Alpen, zu Beginn an zwei Schauplätzen im Wechsel, von Editor Maryline Monthieux geschickt verwoben. Beide Handlungsstränge führen dann bei einer alten Universität zusammen. Im dem Film zugrunde liegenden Roman von Jean-Christophe Grangé mag mehr Zeit für Erklärungen zur Verfügung stehen, als Zuschauer fühlte ich mich jedoch von den vielschichtigen Verstrickungen etwas überfordert. Die Handlung hat zwar alles an Spannungsbögen, düsteren Schauplätzen und mysteriösen Hinweisen zu bieten, was man für einen wirklich guten Psychokrimi braucht, allein das Aha-Erlebnis, welches man am Schluss erwartet, tritt nicht ein. Es bleiben einfach zu viele Fragen unbeantwortet und zu viele Ergebnisse unausgesprochen, die man sich im Nachhinein selbst zusammenreimen muss. Hätte man etwas mehr in das Vermitteln der Zusammenhänge investiert, hätte der Schluss sicherlich stärker gewirkt.
Auch an anderer Stelle verfehlt der Film ein wenig das Optimum: Obwohl Director of Photography Thierry Arbogast die Schauplätze gut ausleuchtet, so schießt er bei der Kameraarbeit übers Ziel hinaus. Ähnlich wie man es von ihm aus dem „fünften Element“ kennt, macht die Kamera effektvolle Kapriolen, nur dass es hier etwas fehl am Platz wirkt. Für einen Film, der auf Atmosphäre aufbaut, hätte ich mir mehr Ruhe in der Kameraführung gewünscht. Ähnliches gilt für Bruno Coulais' Musik, die hin und wieder ein wenig dezenter und zurückhaltender sein könnte.
Doch trotz dieser kleinen Mängel ist der Film sehenswert. Besonders die Charaktere machen Spaß; Regisseur Mathieu Kassovitz beweist hier ein gutes Händchen. Ganz speziell freute ich mich, dass man Jean Reno in diesem Film einmal in einer Rolle mit etwas mehr Tiefe sehen kann, als in Gestalt des Anstandseuropäers in irgendeiner Big-Budget Hollywood-Produktion. Denn eines ist dieser Streifen erfrischenderweise nicht: amerikanisch.
Originaltitel
Les rivières pourpres
Erscheinungsjahr
2000
Regie
Mathieu Kassovitz
#film
Filmkritik: Die purpurnen Flüsse
Sonntag, 13. Mai 2001