Amalthea
Amalthea
Cool. Cooler. Am coolsten. Shaft ist schlicht und einfach Kult. Nach drei Filmen und einer TV-Serie in den siebziger Jahren, alle mit Richard Roundtree in der Titelrolle, hat nun, knapp dreißig Jahr später, Samuel L. Jackson die schwierige Aufgabe, den coolsten Bullen wiederaufleben zu lassen. Da ich vom Original-Shaft bisher leider nichts gesehen habe, kann ich hier keine Vergleiche anstellen, aber ich habe das Gefühl, der Stil wurde ganz gut getroffen.
John Singleton inszeniert dieses Remake mit sicherer Hand und kann sich auf seine erstklassigen Schauspieler verlassen. Er hat auch an Produktion und Story mitgewirkt, was ihm sicher großen gestalterischen Freiraum verschafft, den er kompetent ausfüllt. So ist der gesamte Film wie die Folge einer Serie angelegt. Schon der geradezu nostalgisch wirkende Vorspann stimmt darauf ein. Ähnlich serientypisch sind die fehlende Exposition und das vorwärtsweisende Ende. Auch die neckisch animierten Szenenwechsel und die Texttafel „zwei Jahre später“ zum Wechsel des zeitlichen Rahmens sind eher Elemente von Serien. Die starke Komprimierung der Handlung findet man allerdings nicht. Hier ist die Story doch eher kinofilmtypisch angelegt. Sie wirkt dennoch temporeich und hat die angenehme Eigenschaft, den Zuschauer überraschen zu können. In der Verstrickung der einzelnen Charaktere kann sich der Film fast schon mit Tarantinos „Jackie Brown“ messen.
Kamera und Schnitt bringen das Tempo routiniert auf die Leinwand. Donald E. Thorin schreckt auch vor dem Einsatz der Handkamera bei der finalen Verfolgungsjagd nicht zurück.
Was mich sehr überzeugt hat, ist der Soundtrack. David Arnold, der bisher meist Kassenschlager wie „Stargate“ oder die letzten beiden Bond-Filme mit sehr wuchtigen, orchestralen Klängen hinterlegte, beweist hier, dass er auch Sinn fürs Detail hat. Er komponierte um das ursprüngliche Thema von Isaac Hayes herum eine Musik, die den Disco-Style der Originals fast immer trifft.
Doch all diese Elemente werden von einem fast gänzlich in den Schatten gestellt: dem Hauptdarsteller. Samuel L. Jackson legt trotz (oder wegen?) seiner 51 Jahre eine Lässigkeit an den Tag, die nicht gekünstelt wirkt, sondern angeboren zu sein scheint. Seit „Jules“ in „Pulp Fiction“ läuft er in solchen Rollen stets zu Höchstform auf. Auch die Story sorgt dafür, dass kaum ein anderer Charakter neben diesem Dinosaurier bestehen kann. Selbst Ur-Shaft Richard Roundtree kommt nicht über einen Gastauftritt hinaus.
„Shaft“ ist also ein Film, der, wie sein prägnanter Titel es andeutet, vom Hauptheld lebt. Und es gibt wohl keinen, der diese Last so unerschütterlich entspannt und so unverschämt cool wie Samuel L. Jackson tragen kann. Der Kult lebt. Noch Fragen?
Filmkritik: Shaft – Noch Fragen?
Montag, 30. Oktober 2000