Amalthea
Amalthea
Nach diversen Enttäuschungen im Kino schlägt jetzt mal wieder das Spielberg’sche Dreamteam zu und die haben's eben einfach drauf. Der Film hat Humor, Spannung und jede Menge Charme. Der zusätzliche Aufwertung, dass die Story auf einer wahren Begebenheit beruht, hätte es eigentlich gar nicht mehr bedurft, aber so ist es nunmal: Es geht um den Hochstapler Frank Abagnale und dessen Gegenspieler beim FBI, Carl Hanratty. Frank schwindelt sich vom Pilot über Arzt bis Anwalt durch alle einträglichen Berufsgruppen und führt die Weisheit „Verbrechen zahlt sich nicht aus“ gekonnt ad absurdum. Doch so unterschiedlich die beiden Charaktere auch sind, sie führen beide auf ihre Art ein sehr einsames Leben, was Spielberg sehr schön herausarbeitet.
Da sich die Handlung fast ausschließlich auf diese zwei Figuren konzentriert, ist die Besetzung an dieser Stelle entscheidend. Tom Hanks und Leonardo DiCaprio meistern dies unter Spielbergs kundiger Leitung bravourös. Insbesondere DiCaprio, der zwar die aktivere Rolle hat, kann das Image des Schönlings ablegen und begeistert mit offensivem Charisma und subtilen Nuancen gleichermaßen. An der Seite von Schauspiel-Größen wie Christopher Walken braucht er sich nicht zu verstecken. Im Gegenteil, die Vater-Sohn-Beziehung, die ja ein Schlüsselelement in der charakterlichen Entwicklung von Frank Abagnale ist, kommt schön zur Geltung.
Neben den lebensechten Figuren hat das Drehbuch auch viel Witz und Tempo, was wohl Jeff Nathanson zugeschrieben werden kann, der schon Komödien wie „Rush Hour 2“ geschrieben hat und hier das Buch von Stan Redding für die Leinwand überarbeitete. Die Erzählstruktur, die Editor Michael Kahn daraus komponiert, ist auch sehr interessant: Um den Höhepunkt an eine dramaturgisch günstigere Stelle zu verlagern, wird die Entwicklung in der Mitte gefaltet und zwischen Anfang und Ende wechselnd parallel erzählt.
Beachtung verdient auch das Production Design von Jeannine Oppewall und die Kostüme von Mary Zophres, die auf eindrucksvolle Weise das Amerika der sechziger Jahre auferstehen lassen. Fotografiert wird wie üblich von Janusz Kaminski, dessen Bilder man an den ausblutenden Highlights und oft an Abend- oder Morgenstimmung erinnernde Farbgebung erkennt. An den Sechziger-Look angepasst ist auch der Vorspann, der erfrischend schlicht und einfach, aber trotzdem spritzig ist. Dazu gibt's die passende Musik von John Williams, der hier mal die eingetretenen Filmmusikpfade verlässt.
Insgesamt also ein vergnüglicher und unterhaltender Film und gleichzeitig eine menschliche Charakterstudie und ein Lehrstück über die Kunst der Ablenkung.
Originaltitel
Catch Me If You Can
Erscheinungsjahr
2002
Regie
Steven Spielberg
#film
Filmkritik: Catch Me If You Can
Freitag, 31. Januar 2003