Amalthea
Amalthea
Viele Millionenstädte haben ihre eigenen Filme. Dieser ist der perfekte Paris-Film. „Die fabelhafte Welt der Amélie“ ist die Welt der kleinen und großen Sorgen des Alltags. Der Film erzählt vom Weg durchs Leben ohne dabei den philosophischen Zeigefinger zu erheben. Es geht um Hilfbereitschaft, Zwischenmenschlichkeit, die Schönheit des Banalen und natürlich um die Liebe.
Im Mittelpunkt steht Amélie Poulain. Wir sehen ein kleines, verträumtes Mädchen aufwachsen und werden als Zuschauer immer mehr ein Teil dieser Träume. Wir sehen durch Amélies Augen, wir sehen ihre Gedanken, ihre Wünsche. Von überschwänglichem Glück bis zu abgrundtiefer Traurigkeit erleben wir alles mit. Dennoch ist der Erzählstil nicht gefühlslastig, sondern schelmisch und locker. Die Handlung enthält einen herzerfrischenden Humor, der durch cleveren Schnitt gut pointiert wird. Die Kamera weicht Amélie kaum von der Seite, und wenn doch, dann kann man sicher sein, dass das Gezeigte bald etwas mit ihr zu tun haben wird. Die Geschichte handelt von Amélies Bereitschaft, anderen zu helfen, womit sie zahlreiche Leben verändert, aber dabei ihr eigenes fast vergisst. Ein derart personenbezogener Film steht und fällt natürlich mit der Hauptdarstellerin, aber in diesem Fall fiel die Wahl mit Audrey Tautou einfach goldrichtig. Mit großen Augen und großem Herzen spielt sie eine liebenswert naive Amélie, von der man am Ende des Films das Gefühl hat, sie sehr gut zu kennen. Regisseur Jean-Pierre Jeunet, der sich zuvor mit Alien 4 eher in charakterlichem Flachwasser aufhielt, schafft es hier bis in die kleinste Nebenrolle, seine Figuren mit Leben zu füllen; und zwar mit französischem Alltagsleben zwischen Gemüsehändler und Café. Alle Charaktere sind gleichermaßen übertrieben, aber dennoch glaubhaft. Weiteres französisches Flair tragen das gefällige production design und die schwärmerisch dahinfließende Musik von Yann Tiersen bei.
„Die fabelhafte Welt der Amélie“ ist einfach ein schöner Film für Auge, Ohr und Gefühl. Und trotz des dem Paris-Klischee entsprechenden Liebespaares ist die Geschichte um ein Mädchen, das nie gelernt hat zu leben, es aber anderen beibringt, durchaus tiefsinnig.
Originaltitel
Le fabuleux destin d'Amélie Poulain
Erscheinungsjahr
2001
Regie
Jean-Pierre Jeunet
#film
Filmkritik: Die fabelhafte Welt der Amélie
Samstag, 29. Juni 2002