Amalthea
Amalthea
„Rush Hour 2“ ist lustig, krachig und bunt – eben ein typischer Vertreter des ausgelatschten Genres „Action-Komödie“. Allerdings nicht irgendein Vertreter, sondern einer mit Springfrosch Jackie Chan, dem Austreter schlechthin. Ihm zur Seite steht wie schon im ersten Teil Quasselstrippe Chris Tucker.
Der Film spielt zu beiden Seiten des Pazifiks: sowohl in Hong-Kong, als auch in Los Angeles; so hat jeder der Charaktere einmal den Heimvorteil und außerdem bieten zwei Millionenstädte einfach mehr Fettnäpfchen als eine. Das production design von Terence Marsh ist zwar hübsch, aber so richtig kann man L.A. und die Chinesenmetropole nicht unterscheiden. Aber wahrscheinlich ist das auch in der Realität so. Die Story um einen Geldfälscher-Chinesenmafia-Geheimdienstkiller-Geldwäscher-Sprengstoffattentäter-Vatermörder-Ring hat Jeff Nathanson ähnlich vergurkt, wie „Speed 2“. Aber um die Story geht es in diesem Film ohnehin nicht. Regie, Schnitt und Kamera konzentrieren sich lediglich darauf, die Haupteigenschaften des jeweiligen Hauptdarstellers bestmöglich in Szene zu setzen: Bei Chris Tucker wäre das Sprücheklopfen in einer wahrhaft atemberaubenden Frequenz, bei Jackie Chan natürlich Martial Arts. Letzterer ist ja bekannt dafür, bei jedem noch so verrückten Stunt seine eigenen Knochen hinzuhalten. Bei den Prügelszenen kann Editor Mark Helfrich das Publikum überzeugen, dass er auch etwas von Timing versteht. Der Soundtrack des Films ist wiedermal einer dieser Promo-Collagen, die aus mehreren Pop-Songs zusammengestückelt sind. Aus den wenigen echten Filmscore-Rudimenten dazwischen kann man einen Lalo Schifrin, von dem immerhin das berühmte Mission-Impossible-Thema stammt, kaum heraushören.
Regisseur Brett Ratner setzt für „Rush Hour 2“ auf die gleiche Masche, die bei Teil eins schon erfolgreich war: zwei Selbstdarsteller in maßgeschneiderten Rollen. Ansonsten ist der Film eine Action-Komödie von der Stange: ansehen, ablachen, abhaken.
Filmkritik: Rush Hour 2
Dienstag, 19. Februar 2002