Amalthea
Amalthea
Die „III“ am Ende des Titels machte ja schon wenig Hoffnung auf einen guten Film und als ob es Absicht wäre, dass eben diese „III“ auf dem Filmplakat den Schriftzug „Jurassic Park“ regelrecht zerreißt, werden auch diese letzten Hoffnungen auf die ersten beiden Worte des Titels enttäuscht.
Mit „Jurassic Park“ hat dieser Film sowieso nicht mehr viel zu tun: Spielberg hat sich vom Regiestuhl zurückgezogen und überlässt Joe Johnston das Feld. Großer Fehler, denn dieser hätte die Begriffe Spannungsaufbau und Filmdramaturgie vor Drehbeginn besser nochmal nachschlagen sollen. Schon die Exposition lässt kaum Atmosphäre aufkommen, sondern dient eher dem Zweck, den der Vorgängerfilme Unkundigen mit dem allernötigsten Situationswissen zu versorgen und dann alle Beteiligten so schnell wie nur möglich unter einem zweifelhaften Vorwand auf die Insel zu verfrachten. Doch dort angekommen, beginnt Johnston erst, seine fehlenden Talente zur vollen Entfaltung zu bringen: Nicht etwa, dass man sich die Mühe machen würde, so etwas wie Spannung langsam aufzubauen, so wie es Spielberg meisterlich verstand – nein, prompt stapft der erste Dino aus dem Wald um den ersten der extra zu diesem Zweck angereisten Nebencharaktere zu verspeisen. Und so geht es dann auch weiter: Flugzeuge stürzen ab, Brücken brechen zusammen, Zäune versperren den Weg, Türen sind verschlossen. Die Spannungsbögen reichen selten länger als fünf Minuten. Jeder noch so offensichtliche Schockeffekt wird mitgenommen und zwischendurch fällt für die lieben Dinos auch immer mal ein Happen ab. Doch weder diese, noch die menschlichen Figuren wirken richtig lebendig; sowohl die realen, wie auch die virtuellen Akteure kommen nicht richtig in Fahrt. Kamerafrau Shelly Johnson hat daher auch nichts, was sich wirklich zu zeigen lohnt und kann nur die Motive Mensch-Dschungel-Dino in verschiedenen Spielarten präsentieren. Überhaupt haben die Dinosaurier ihre tierischen Züge aus dem ersten Teil komplett eingebüßt und sind zu billigen Themenparkmonstern verkommen. Auch Editor Robert Dalva hatte einige Verirrungen: So musste man für einen Moment irrtümlich glauben, Dr. Grant und Dr. Sattler hätten ein Kind und die Idee, einen Saurierangriff mit einer Kinder-TV-Sendung parallel zu schneiden, entstand wohl in Bierlaune.
Fairerweise muss man eingestehen, dass Joe Johnston auf seinem Weg zum schlechten Film tatkräftig von den Storyschreibern unterstützt wird: Die Handlung von Peter Buchman, Alexander Payne und Jim Taylor irrt genauso umher, wie unsere Helden. Dämliche Witzchen, wie das vom Saurier verschluckte piepende Handy bereichern die Geschichte genauso wenig, wie die Möchtegern-Moraläußerungen die ohnehin schon hauchdünnen Dialoge versüßen. Über zahlreiche Zufälle, die das Ganze im Nachhinein noch viel unsinniger erscheinen lassen, schleppt sich die Handlung mit Ach und Krach ans rettende Ufer zu einem Hollywood-typischen Happy End, bei dem natürlich alle „Wichtigen“ überlebt haben und sich sogar das geschiedene Ehepaar wieder versöhnt.
Familienzusammenfindungsfilm mit posierenden Dinosaurieren also. Dass bei diesem kassengerechten Bedienen sämtlicher Parameter ein ordentlicher Höhepunkt, ein sinnvolles Ende, ein glaubhafter Aufhäger und überhaupt der ganze Film auf der Strecke geblieben sind, ist Angesichts der Einspielergebnisse wohl eher zweitrangig, von einer Aussage ganz zu schweigen. Das Resultat ist jedoch eine Vergewaltigung des spielbergschen Originals. Jeff Goldblum ist dem Ganzen ja gleich ferngeblieben und Laura Dern tat gut daran, nur kurz in Erscheinung zu treten; was Sam Neil angeht, so kann man sich nur einer Dialogzeile des vermissten Jungen Eric anschließen: »Sie sind Dr. Allan Grant?« – »Ja.« – »Was machen Sie denn hier?«
Filmkritik: Jurassic Park III
Samstag, 25. August 2001