Amalthea
Amalthea
Sollte man für jedes Filmgenre einen bedeutenden Vertreter nennen, so müsste „Spiel mir das Lied vom Tod“ sicherlich den Italowestern vertreten. Dieses von Sergio Leone mit dem Ausnahmewestern „Für eine handvoll Dollar“ begründete Genre hat mit „Spiel mir das Lied vom Tod“ einen Höhepunkt erreicht. Als Quintessenz des Mythos vom amerikanischen Westen enthält dieser Film all die wohlbekannten und oft kopierten Stilelemente: die staubige Stadt in der Wüste, die kaltblütigen Banditen, eine leidende Frau und natürlich den wortkargen Fremden. Diese charakterlichen Archetypen werden von so bekannten Schauspielern, wie Claudia Cardinale und Henry Fonda verkörpert. In der ursprünglich für Clint Eastwood geplanten Rolle des Harmonica sehen wir Charles Bronson. Die Story stammt ebenfalls aus berühmter Feder: Die damals jungen Filmemacher Dario Argento und Bernardo Bertolucci entwarfen eine Geschichte, die einen weiteren Mythos verwendet: den der Eisenbahn. Stellenweise wirkt die Handlung etwas verworren und man gewinnt den Eindruck, dass sie erst während des Drehs entwickelt wurde; doch das Können der Schauspieler und die stilsichere Inszenierung Sergio Leones geben dem Film seine Authentizität.
Leones Ausdrucksformen sind unverkennbar in diesem Film verankert: Der Erzählstil geht über das epische weit hinaus, vielmehr erlebt man eine Huldigung des Westens. Hier wird jede Schießerei, jeder Dialog, ja sogar jeder Blick zum Ritual. Die Kameraarbeit zeichnet sich daher durch ein extremes Übergewicht an Nahaufnahmen aus. Begleitet wird Leone von seinem Stammkameramann Tonino Delli Colli, der auch später noch mit Filmen wie „Der Name der Rose“ von sich Reden machte, sowie von Leones Hauskomponist Ennio Morricone, der einer der Großen der Filmmusik ist. Seine Musik greift bei diesem Film über den Charakter von Harmonica direkt ins Geschehen ein. Das entsprechende Mundharmonikamotiv ist weltbekannt und wie die anderen Motive von zeitloser Schlichtheit.
Wenn auch die Anfänge und Enden der Reels ziemlich verschmutzt sind, war es ein Genuss, diesen Film im Kino zu erleben; auch wenn der Erzählstil sicher nicht für Jeden geeignet ist: Manchmal verweilt die Kamera sehr lange bei einer Einstellung. Wenn man sich jedoch darauf einlässt, dann kann man diese Bilder wie Gemälde betrachten.
Originaltitel
C’era una volta il West
Erscheinungsjahr
1968
Regie
Sergio Leone
#film
Filmkritik: Spiel mir das Lied vom Tod
Donnerstag, 8. März 2001