Amalthea
Amalthea
Am sechsten Tag schuf Gott den Menschen nach seinem Bilde. Schon durch den Titel und das einleitende Zitat aus der Genesis schraubt der Film die Erwartungen hoch. Die zentrale Problemstellung ist die Klon-Technik und deren Anwendung auf Menschen. Am Anfang kann das Drehbuch von Cormac und Marianne Wibberley auch mit einer gut gemachten Exposition den Ansprüchen genügen. Die Kritik an der überschnellen Kapitalisierung von unerprobter Wissenschaft kommt deutlich heraus. Speziell die Bissigkeit der TV-Werbung von „RePet“, einer Haustierklonfabrik, legt den Vergleich mit Verhoevens „Total Recall“ nahe. Diesen braucht der Film zu Beginn auch nicht zu scheuen: Die allgegenwärtige Gefahr der Entmenschlichung, gegen die der Protagonist ankämpft, lauert im protzigen Konsumtempel und gipfelt in der virtuellen Geliebten von Adam Gibsons Freund.
Nach der Exposition geht es mit der Story jedoch langsam aber deutlich bergab. Regisseur Roger Spottiswoode bemüht sich zwar redlich, aus der immer dünner werdenden Handlung noch etwas herauszuholen, aber einen Kracher wie „Tomorrow never dies“ kann er aus diesem Skript nicht zaubern. Der Film hat im letzten Drittel deutlich weniger atmosphärische Dichte als zu Beginn. Kamera und Schnitt sind routiniert, warten aber mit wenig Neuem auf. Der Score von Trevor Rabin ist sehr wuchtig, erschien mir persönlich jedoch manchmal zu dick aufgetragen. Die Soundeffekte lassen sich am einfachsten mit „laut“ beschreiben. Arnold Schwarzenegger hat mit dem Ausfüllen der Charakterschablone „Adam Gibson“ erwartungsgemäß keine Schwierigkeiten.
Der Film krankt schlicht und ergreifend an einer Story, die zwar mit vielen guten Einfällen startet, aber am Ende immer dünner wird. Die aufgeworfenen Fragestellungen gehen mit zunehmender Länge des Films in den immer zahlreicheren Schießereien unter und die Lösung der Probleme sucht man in der finalen Explosion auch vergebens. Das Ende ist kräftig weichgespült und fast schon tränendrüsentauglich. Womöglich haben die Autoren bei der ganzen Klonerei die Übersicht verloren.
Filmkritik: The 6th Day
Samstag, 16. Dezember 2000