Amalthea
Amalthea
Ein Feuerwerk der Effekte. Das ist die wohl hervorstechendste Eigenschaft dieses Films. Ansonsten warten Regie und Autorenteam, obwohl allesamt noch relativ unverbraucht, leider nur mit konventionellen Ideen auf. Hier wurden einige Chancen vertan, aus dem Stoff noch mehr herauszuholen. Selbst der rote Faden des Ausgestoßenwerdens aufgrund der Abstammung und die Kritik an Intoleranz gehen im Laufe des Films in den Effektszenen unter. Die haben es dafür aber in sich. Man nimmt die Computereffekte schon nicht mehr als solche war, so zahlreich sind sie. Selbst Kleinigkeiten werden durch den binären Kollegen nahtlos und unbemerkt in die Welt des Übermenschlichen mit einbezogen. Hier hat Bryan Singer, der ja mit derart vielschichtigen Effektschüssen nicht viel Erfahrung hat, wirklich Mut und Talent bewiesen. Doch auch die Kamera, die sich stets mitten im Geschehen befindet, und auch der gut getimte Schnitt wirken in den ohnehin meist hochgradig kinetischen Szenen unterstützend mit.
Obwohl „nur“ in Dolby Digital präsentiert, strotzt dieser Film von direktionalen Effekten, und das nicht nur während der Actionszenen. Auch sonst beeindruckt er mit einer ausgeprägten räumlichen Tiefe. Die Wirkung der Musik von Michael Kamen, der ja schon Genreklassiker „Die hard“ vertonte, schien mir eher zweitrangig.
Die Schauspieler sind Mimen, deren Gesichter man nicht alle Tage auf der großen Leinwand sieht. Eine willkommene Abwechslung. Besondere darstellerische Leistungen verlangte dieser Film, abgesehen von den sicher zahlreichen Blue- und Green-Screen-Aufnahmen aber nicht. Einen bedeutenderen Einfluss hat da schon eher das Production Design, was auch Scott alias Cyclops mit seinem Seitenhieb auf die Latex-Anzüge in den original Marvel-Comics andeutet. Das Set-Design wirkte für mich etwas unterkühlt, was aber auch daran liegen kann, das sich große Teile des Films nachts abspielen.
Im Großen und Ganzen ist der Film ein solider Vertreter des modernen Effektkinos mit einer Story, die aber letztlich mehr zu bieten hätte, wie die verheißungsvolle Eingangssequenz andeutet. Die Dramaturgie verzichtet möglicherweise bewusst auf eine komplette Exposition und auch das Ende ist wohl nur aus einem Grund so sperrangelweit offen: Fortsetzung.
Filmkritik: X-Men
Donnerstag, 7. September 2000