Francis Ford Coppolas 1979'er Antikriegsfilm „Apocalypse Now“ gilt schon lange als Meisterwerk. Coppola macht den Film selbst zum Krieg. In einer von feuchten, erdigen Farben beschwerten und von schwülen Rauchschwaden durchzogenen Welt erlebt der Zuschauer einen Fiebertraum des Wahnsinns, in dem jede Logik stirbt. Alle Sinneseinflüsse, die ein Film aufbringen kann, stürzen auf den Zuschauer herab. Die in Farben und Formen allgegenwärtige Verwesung in den Bildern Vittorio Storaros, die doppelsichtigen Collagen und in der Hälfte verharrenden Blenden von Editor Richard Marks und die delirierenden Klänge des Soundtracks von Carmine und Francis Coppola.

Zweifellos ist es ein Erlebnis, diesen Film auf der großen Leinwand zu sehen, aber kann man ihn denn noch verbessern? Coppola hat das zumindest versucht, indem er eine neue Schnittfassung mit zusätzlichen Szenen präsentiert. Abgesehen von einigen Farbkorrekturen sind vier Szenen neu. Für jede von ihnen lassen sich sowohl Gründe für, als auch gegen ein Herausschneiden finden. Das geklaute Surfbrett zeigt, wie viel Wert auf eigentlich Unwichtiges fällt, bringt aber eher unerwünschten Humor mit. Die Szene mit den Playmates stellt den Wahnsinn von Krieg und Prostitution nebeneinander, ist aber arg abstrus und dürfte die Zensur nicht überlebt haben. Das längste neue Stück beleuchtet eine französische Familie, die eine Plantage im Kriegsgebiet verteidigt. Die divergierenden Meinungen innerhalb der Familie und auch zwischen Europäern und Amerikanern bringen einige interessante Dialoge hervor. Dennoch unterbricht die Szene den dramaturgischen Fluss zu lange. Nur eine kleine Erweiterung um einen Hinweis auf Kriegsberichterstattung in der Presse hat das Finale in Kurtz’ Lager erhalten. Gerade hier hätte ich eigentlich mehr erwartet.

Letztenendes ist „Redux“ nur eine neue Schnittfassung desselben Films. Coppola konnte sich ja schon vor der Premiere des Originals nur schwer für eine finale Fassung entscheiden. Später wechselte die Gestaltung des Abspanns und jetzt bekommen wir eine verlängerte Version. Das faszinierende Meisterwerk bleibt dennoch ein großartiger Film, es wird weder besser noch schlechter.