Amalthea
Amalthea
Nach „Shaft“ schon wieder eine Verfilmung einer älteren Serie? Ob das denn auch diesmal gut geht? Anders als bei „Shaft“ wurde hier kein Remake, sondern eher eine Transformation versucht. Daher ist der Film für eingefleischte Fans der Serie vielleicht schwerer zu akzeptieren, da vom Stil und Charme der Original-Engel nicht viel geblieben ist. Die neuen Gesichter bringen auch neue Charaktere mit sich und es geht entschieden poppiger zu, als im Original.
Mit dem unter dem Pseudonym „McG“ genannten Joseph McGinty Nichol sitzt ein Neuling auf dem Regiestuhl. Er entwickelt ein gutes Händchen für die komischen Talente seiner Darsteller. Allen voran natürlich Bill Murray, dessen Einlagen einfach zum Brüllen sind. Doch auch die Rollen der Engel scheinen für das Trio infernale Diaz/Barrymore/Liu wie geschaffen. Sam Rockwell wirkt gegen diese geballte Ladung Frauenpower als Bösewicht eher blass und von Tim Curry hätte man sich längere Auftritte gewünscht.
Die Story? Wen interessiert die Story? Im dramaturgischen Aufbau schwach und mit deutlichen Anleihen an „Mission Impossible“ versehen, beginnt das Script eigentlich nur in den Nebenhandlungen und in kleinen situationskomischen Details an Qualität zu gewinnen. Hier spürt man deutlich die Handschrift von Ed Solomon, der schon für die „Men in Black“ ein Gag-Feuerwerk entfachte.
Neben der Komik und der Spritzigkeit der Darsteller sind es auch Kamera und Schnitt, die die Storyschwächen vergessen machen. Russel Carpenter, der auch in „Titanic“ und „True lies“ die Bilder komponierte, führt den Zuschauer auf eine Achterbahnfahrt. Speziell in den Kampfszenen befindet man sich mitten im Geschehen, verliert aber durch geschickt gesetzte Zeitlupen nicht die Orientierung. Der Schnitt wechselt zum Teil genial unerwartet den Handlungsrahmen.
Klanglich überzeugt die DTS-Präsentation durch eine Unzahl an direktionalen Effekten und einer satten Wiedergabe des von Edward Shearmur zusammengestellten Soundtracks, der eine passende Collage aktueller Songs, Variationen des Original-Engel-Themas und ähnlichem Musikmaterial ist.
Joseph McGinty Nichol hat mit diesem Film das Serienoriginal gehörig entstaubt und mit drei sexy Hauptdarstellerinnen eine quietschvergnügte Neuverfilmung gewagt. Sowohl die Outtakes im Abspann, als auch der Kommentar über Serienverfilmungen am Anfang zeigen, dass dieser Film über eine gute Portion Selbstironie verfügt und gar nicht ernstgenommen werden will. Und das sollte man dann auch tunlichst vermeiden.
Filmkritik: 3 Engel für Charlie
Mittwoch, 13. Dezember 2000